Zwanziger machen Weinreich

(Ich bitte die Überschrift zu entschuldigen.)

Spendenaufrufen stehe ich ja eher skeptisch gegenüber. Neulich lief mir eine Dame mit Punkt auf der Stirn (spricht wohl für ihre Indischstämmigkeit) über den Weg und drückte mir eine gelbe Rose in die Hand. Ich freute mich über die nette Aufmerksamkeit und fragte, womit ich diese verdient hätte. Da zückte sie ihr Klemmbrett, auf dem krakelige Namen und hohe Geldbeträge standen. „Für die Kinder“, sagte sie – und hielt die Hand auf. Ich gab ihr dankend ihre Rose zurück. Den Tipp, sich vielleicht eher an seniles Publikum zu wenden, brauchte ich ihr gar nicht zu geben. Kurz darauf wechselte die Rose für 50 Euro die Besitzerin und landete in einer antik anmutenden Handtasche. Ob die der Überrumpelung zu dankende Spende mittlerweile bei „den Kindern“ angekommen ist, vermag ich nicht einzuschätzen.

Nach diesem duftig-atmosphärischen Einstieg nun zum Thema: Es gibt auch Spendenaufrufe, bei denen man sich sicher sein kann, dass das Geld 1. beim Empfänger ankommt, man 2. genau weiß, wofür es verwendet wird und man sich deshalb 3. in der Gewissheit wägen kann, etwas Hilfreiches und Gutes getan zu haben. So im Falle Jens Weinreich, der gegen den übermächtigen DFB in Person von Theo Zwanziger kämpft. Dieser, Zwanziger, setzt einiges daran, dem freien Journalisten Weinreich das Leben schwer bis unmöglich zu machen. Seit Monaten trifft man sich vor Gericht, Auslöser war die verletzte Eitelkeit Zwanzigers und das Wort „Demagoge“. Seither tobt ein juristischer Streit, der Weinreich arm und Zwanziger unmöglich macht. Die blogaffine Leserschaft ist über diesen Vorgang ohnehin informiert, Gelegenheitsuser können sich hier oder dort näher informieren.

Jens Weinreich hat nun einen offenen Spendenaufruf (unter dem „hier“ eben versteckt) verfasst und das soziale Web2.0 zeigt, wie sozial es tatsächlich ist. Leser seines Blogs (mein offenkundiges Desinteresse am sportlichen Zeitgeschehen lässt mich eigentlich nicht dazu zählen) Sympathisanten und Kollegen im Geiste des freien Journalismus (hierzu zähle ich mich) spenden unter dem erfrischenden Motto „Zwanziger gegen Zwanziger“, um Weinreich seine Prozesskostenlast zu erleichtern. Einem Einzelnen tut der Verlust eines Zwannis nicht weh, mir auch nicht, in der Masse hilfts aber und sollte stattlich was her machen. Es ist so wie die Website mit den Millionen Pixeln, nur dass diesmal ein Sinn dahinter steckt. Kurzum: ich habe meinen Zwanziger gegen Zwanziger gespendet, andere Bekannte auch, und viele sollten folgen.

Zitat Weinreich: „Sollte ein Wunder geschehen und am Ende sogar ein Betrag auf dem Bankkonto verbleiben, der nicht benötigt wird, würde ich dafür plädieren, diese Summe einer Journalistenvereinigung für ähnliche Fälle zur Verfügung zu stellen.“ Gute Idee. Durch die virale Energie des Netzes, der ich fast religiös verhaftet bin, rechne ich sogar fest mit dem Wunder. Vielleicht hilft’s mir später auch mal. Bin ja jetzt schließlich Chefredakteur. Spenden!

2 Gedanken zu “Zwanziger machen Weinreich”

  1. Dies ist nicht die Zeitung Jyllands-Posten! Aber nett, dass Sie trotzdem vorbeischauen. Meine Lizenz als Handball-Schiedsrichter ist im Übrigen seit Kurzem abgelaufen.

Meine wichtige Meinung hierzu: